Importnachfrage

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Die Importnachfrage ist die von den Inlandskonsumenten nachgefragte Gütermenge, die über das von den Inlandsproduzenten bereitgestellte Angebot hinausgeht.[1] Somit ist der Import der entgeltliche oder unentgeltliche Transfer von Waren, Dienst- und Faktorleistungen von Ausländern an Inländer.[2]


Ableitung der Importnachfragekurve von Inland

Die importierten Güter erhöhen das Angebot der inländischen Produktion um das Importangebot.[3] Verdeutlichen kann man dies, indem man die inländische Angebots- und Nachfragekurve ableitet und somit die Importnachfragekurve erhält.[4]


Abbildung 1: Ableitung der Importnachfragekurve von Inland


Datei:Ableitung der Importnachfragekurve von Inland.jpg

Quelle: Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.242.


In der Abbildung 1 ist die Ableitung der Importnachfragekurve zu sehen. Wenn der Preis bei P1 liegt, wird von den Inlandskonsumenten die Menge D1 nachgefragt.[5] Da allerdings die Inlandsproduzenten nur S1 anbieten, ergibt sich ein Nachfrageüberschuss der mit einem Import gedeckt werden muss. In diesem Fall beträgt die Importnachfrage D1 – S1. Wenn der Preis nun auf P2 erhöht wird, fragen die Inländer nur noch D2 nach, wobei die inländischen Produzenten ihre angebotene Menge auf S2 erhöhen. Folglich sinkt die Importnachfrage auf D2 – S2. Wie man an der Grafik erkennen kann, hat die Importnachfragekurve einen fallenden Verlauf, weil die nachgefragte Importmenge mit steigendem Preis sinkt. Bei einem Preis von PA beträgt die Importnachfrage gleich null, weil sich dort die Nachfrage und das Angebot des Inlandes im Gleichgewicht befinden. Man bezeichnet dies auch als Autarkiezustand..[6]


Autarkiezustand

Autarkie ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit eines Landes von Importen aus der übrigen Welt. Diese Bestrebung bestand vor allem in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise und ist verbunden mit einem Verzicht auf die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung.[7] Trotz dieses Zustandes wird jedes Land die Güter importieren wollen, die es im Vergleich zum Ausland relativ teuer herstellen und verkaufen würde.[8]

Die Importnachfragefunktion gibt somit die Gesamtwirkung der Reaktion der inländischen Produzenten und Konsumenten auf die Preisänderung wieder und nicht etwa die Reaktion von Produzenten oder Konsumenten allein. Aus diesem Grund ist die Importnachfragefunktion auch elastischer als die inländische Angebots- bzw. Nachfragefunktion.[9]


Einflussgröße der Importnachfrage

Als wichtigste Einflussgröße der Importnachfrage stellt sich das Volkseinkommen bzw. die Höhe des Sozialproduktes heraus, da dies als Indikator der allgemeinen ökonomischen Aktivität einer Volkswirtschaft gilt. Als marginale Importquote bezeichnet man den Anteil der Importe am Volkseinkommen..[10]

                           Die marginale Importquote: m ≡ ΔM / ΔY
                        Die durchschnittliche Importquote: mD ≡ M / Y
                                      m = Importquote
                                      M = Importe
                                      Y = Volkseinkommen

Nachteil der Importnachfrage

Ein Nachteil der Importnachfrage ist, dass je höher die Importe eines Landes sind, umso mehr Kaufkraft aus dem inländischen Wirtschaftskreislauf entzogen wird. Der Import stellt somit eine Einkommensverwendung dar.[11]


Auswirkungen eines Zolls

Ziele des Zolls

Einerseits setzt der Staat Zölle ein um damit Einnahmen zu erzielen, andererseits um den Preis des inländischen Produktes oberhalb des Weltniveaus zu halten und es somit der inländischen Industrie zu ermöglichen höhere Gewinne zu erzielen, als dies beim freien Handel möglich wäre.[12] Weitere Gründe für die Erhebung eines Zolls sind die Erhaltung der Infrastruktur, die Stützung der im Auf- und Umbau befindlichen Industrie und die Sicherung der heimischen Arbeitsplätze.[13]


Auswirkungen des Zolls im Modell

Sobald ein Zoll eingeführt ist, finden Importe nur statt, wenn der Inlandspreis den Auslandspreis um mindestens der Zollgebühr übersteigt. Weiterhin treibt der Zoll einen Keil zwischen die Preise des In- und Auslandes. Im Modell werden die Preise des Inlandes um die Höhe des Zolls erhöht, was dazu führt, dass die Produzenten des Inlandes ihr Angebot erhöhen, die Konsumenten allerdings weniger nachfragen. Dies bewirkt einen Rückgang der Importnachfrage. Im Gegensatz dazu fallen im Ausland die Preise in Höhe des Zolls, was die Produzenten des Auslandes veranlasst weniger zu produzieren. Dies hat zur Folge, dass die Nachfrage im Ausland steigt und das Exportangebot sinkt. Das Handelsvolumen der Importnachfrage sinkt also im Vergleich zum Freihandelszustand, wenn ein Zoll eingeführt wird.[14]


Auswirkungen des Zolls in der Realität

Allerdings wirkt sich in der Realität der Preisanstieg im Importland durch den Zoll, an dessen Konsumenten geringer aus, als der Zollbetrag an sich. Weil ein Teil des Zolls nicht an die Inlandskonsumenten weitergereicht wird, sondern sich in den sinkenden Exportpreisen des Auslandes niederschlägt.[15]

Somit ist der Preis des durch den Importzoll belasteten Gutes abhängig von der Nachfrageelastizität, den vorhandenen Substitutionsmöglichkeiten und den Wettbewerbsverhältnissen auf den relevanten Märkten. Deshalb sollte der Zoll vorzugsweise auf Güter erhoben werden, wo eine unelastische und stabile Nachfrage besteht. Die Belastung durch den Zoll sollte weiterhin auch nicht zu hoch sein, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Konsumbereitschaft kommt.[16]

„Ein ‚guter’ einnahmewirksamer Zoll sollte mit relativ niedrigen Sätzen auf solche Produkte erhoben werden, die in großen Mengen importiert werden und die nicht mit heimischen Produkten konkurrieren.“ [17]

Dies trifft allerdings nicht auf die kleinen Länder zu. Dort schlägt sich der Zoll in seiner vollen Höhe auf den Binnenpreis nieder, weil diese Länder keinen nennenswerten Einfluss auf den Weltmarktpreis haben und somit die Exporteure nicht weiter schädigen. [18]


Weitere Maßnahmen des Staates um die Importnachfrage zu beeinflussen

Weitere Maßnahmen des Staates um die Importnachfrage zu Beeinflussen sind: [19]


  1. Exportsubventionen
  2. Importquoten
  3. Freiwillige Exportbeschränkungen
  4. Local-Content-Klausel
  5. Exportkreditförderung
  6. Nationale Beschaffung
  7. Bürokratische Schikanen


Einzelnachweise

  1. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.241.
  2. Vgl. Woll, Artur: Wirtschaftslexikon, 9., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage 2000, S.341.
  3. Vgl. Neubäumer, Renate; Hewel, Brigitte (Hrsg.): Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik, 1994, S.260.
  4. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.241.
  5. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.241.
  6. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.241.
  7. Vgl. Woll, Artur: Wirtschaftslexikon, 9., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage 2000, S.341.
  8. Vgl. Heinrichsmeyer, Wilhelm; Ganz, Oskar; Evers, Ingo: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 9., verbesserte Auflage 1991, S.256.
  9. Vgl. Heinrichsmeyer, Wilhelm; Ganz, Oskar; Evers, Ingo: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 9., verbesserte Auflage 1991, S.256.
  10. Vgl. Heinrichsmeyer, Wilhelm; Ganz, Oskar; Evers, Ingo: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 9., verbesserte Auflage 1991, S.256.
  11. Vgl. Neubäumer, Renate; Hewel, Brigitte (Hrsg.): Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik, 1994, S.260.
  12. Vgl. Pindyck, Robert S.; Rubinfeld, Daniel L.: Mikroökonomie, 5., aktualisierte Auflage 2003, S.440.
  13. Vgl. Ehrlicher, Werner; Esenwein-Rothe, Ingeborg; Jürgensen, Harald; Rose, Klaus: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, 4., überarbeitete und erweiterte Auflage 1975, S.390.
  14. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.241 ff.
  15. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.244.
  16. Vgl. Ehrlicher, Werner; Esenwein-Rothe, Ingeborg; Jürgensen, Harald; Rose, Klaus: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, 4., überarbeitete und erweiterte Auflage 1975, S.389 f.
  17. Ehrlicher, Werner; Esenwein-Rothe, Ingeborg; Jürgensen, Harald; Rose, Klaus: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, 4., überarbeitete und erweiterte Auflage 1975, S.389.
  18. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.262.
  19. Vgl. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage 2006, S.252 ff.


Literaturquellen

  1. Ehrlicher, Werner; Esenwein-Rothe, Ingeborg; Jürgensen, Harald; Rose, Klaus: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, 4., überarbeitete und erweiterte Auflage, Göttingen 1975
  2. Heinrichsmeyer, Wilhelm; Ganz, Oskar; Evers, Ingo: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 9., verbesserte Auflage, Stuttgart 1991
  3. Krugmann, Paul R.; Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft, 7., aktualisierte Auflage, München 2006
  4. Neubäumer, Renate; Hewel, Brigitte (Hrsg.): Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik, Wiesbaden 1994
  5. Pindyck, Robert S.; Rubinfeld, Daniel L.: Mikroökonomie, 5., aktualisierte Auflage, München 2003
  6. Woll, Artur: Wirtschaftslexikon, 9., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, München/Wien 2000