Phillipskurve

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Fertig.gif Dieser Artikel wurde durch den Review-Prozess vervollständigt und korrigiert. Der Bearbeiter hat den Artikel zur Bewertung eingereicht. ----Anja Müller-Ziermann 10:01, 29. Apr. 2008 (CEST)

Die Phillipskurve befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosenquote. Bei der erweiterten Phillipskurve wurde diese Betrachtung ergänzt. Hierbei betrachtet man nicht mehr den Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosenquote. Statt dessen wird die Veränderung der Inflation mit der Arbeitslosenquote in Beziehung gesetzt.


Definitionen

Gemäß Blanchard/Illing ist die Phillipskurve [1] ein einfaches ökonomisches Modell, das den Zusammenhang zwischen der Veränderung von Nominallöhnen bzw. Preisen auf der einen und Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite erklärt. Grundlage dessen war eine empirische Arbeit des englischen Statistikers und Ökonomen Alban William Housego Phillips aus dem Jahre 1958.[2] Um das Jahr 1960 ergänzten Phillips, Samuelson und Solow die Phillipskurve um die erweiterte Phillipskurve, welche den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der Veränderung der Inflationsrate darstellt.

Alternative Definitionen

In der Literatur gibt es jedoch weitere Definitionen der Phillipskurven. Dabei bezieht sich die ursprüngliche Phillipskurve auf Veränderung der Nominallöhne und die erweiterte (modifizierte) Phillipskurve auf die Inflationsrate in Beziehung zur Arbeitslosenquote.[3]


Nachfolgende Erklärungen beziehen sich auf die Definition gemäß Blanchard/Illing.[4] Grund dafür ist der bessere Gesamtüberblick über das Marktgeschehen bei der Inflationsbetrachtung.

Die ursprüngliche Phillipskurve

Lohnsetzer müssen zur Festlegung der Nominallöhne für das nächste Jahr die Inflationsrate während des nächsten Jahres vorhersagen. Die folgende Formel zeigt, dass bei gegebenem erwartetem Preisniveau gleich dem des Vorjahres eine geringere Arbeitslosigkeit zu höheren Nominallöhnen führt.


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In Folge eines höheren Nominallohnes kommt es zu einem höheren Preisniveau. Somit führt also eine geringere Arbeitslosigkeit zu einem höheren Preisniveau gegenüber dem Preisniveau aus dem Vorjahr, also Inflation. Dies wird als Lohn-Preis-Spirale bezeichnet.

Folglich führt eine niedrige Arbeitslosigkeit zu einem hohen Nominallohn. Daraufhin erhöhen die Unternehmen ihre Preise und das Preisniveau steigt. Auf Grund steigenden Preisniveaus wollen die Arbeitnehmer bei der nächsten Lohnsetzung höhere Nominallöhne. Daraus folgt eine konstante Lohn- und Preisinflation.

Wenn die Inflationsrate des betrachteten Jahres jedoch bei Null liegt, ist es logisch, auch für das zu prognostizierende Jahr eine Inflationsrate von Null zu erwarten.

In der heutigen Situation in Deutschland ist überwiegend eine positive Inflation zu beobachten, d.h. im Durchschnitt liegt die Inflationsrate bei 3,1 %. Im von Phillips, Samuelson und Solow entdeckten Modell lag die durchschnittliche Inflationsrate nahe bei Null.

Die erweitere Phillipskurve

In der folgenden Abbildung wird die Beziehung von Inflationsrate und Arbeitslosenquote in den Jahren zwischen 1959 und 1970 graphisch dargestellt. In diesen Jahren stimmte die Prognose für die Phillipskurve mit den tatsächlichen Werten überein. In den Jahren mit einer hohen Inflationsrate herrschte eine niedrige Arbeitslosenquote. Wiederum lag in den Jahren mit einer hohen Arbeitslosenquote eine niedrige Inflationsrate vor. Zu Beginn der 70er ließ sich jedoch kein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflationsrate erkennen.

<figure-inline>[./Datei:Abbildung1.jpg Abbildung1.jpg]</figure-inline>
Inflation und Arbeitslosigkeit, 1959-1970

Grund hierfür war die Veränderung der Erwartungsbildung der Lohnsetzer im Verlauf der 60er Jahre aufgrund einer Veränderung der Inflationsentwicklung. Die Inflationsrate unterlag immer bestimmten Schwankungen; mal war sie positiv, mal negativ. Doch in den 60er Jahren nahm die Inflationsrate konstant positive Werte an. D.h. die Wahrscheinlichkeit, dass auf eine hohe Inflationsrate im nächsten Jahr eine höhere Inflationsrate folgte, wurde immer größer. Auf Grund dessen änderte sich die Erwartungshaltung der Lohnsetzer. Dies veränderte die Form der Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation.

Folgende Formel soll unter der Annahme, dass die Erwartungen wie folgt gebildet werden, den Zusammenhang verdeutlichen:


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Je größer θ, desto mehr werden die Lohnsetzer ihre Inflationserwartungen erhöhen. So lange also die Inflation um den Wert 0 lag, konnte erwartet werden, dass das Preisniveau im aktuellen Jahr cirka dem prognostizierten Jahr entspricht. Während der von Samuelson und Solow betrachteten Periode lag θ folglich nahe 0. Ab 1970 veränderten die Lohnsetzer also ihre Erwartungen aufgrund der Veränderungen der Inflationsrate. Sie nahmen fortan eine stetig steigende Inflationsrate in den Folgejahren an, woraufhin auch θ anstieg.

Setzt man oben stehende Formel in die erste Formel ein, so erhält man:


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Nimmt man an, θ=0, dann erhält man:


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Bei einem positiven θ, ist die Inflationsrate ebenso von der Arbeitslosenquote, wie von der Inflationsrate des letzten Jahres abhängig


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Die Formel sieht folgendermaßen aus, bei einem θ=1, nachdem die Inflationsrate der letzten Periode auf beiden Seiten subtrahiert wurde:


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Folglich verändert bei θ=1 die Arbeitslosenquote nicht die Inflationsrate, sondern die Veränderung der Inflationsrate. D.h. hohe Arbeitslosigkeit führt zu sinkender Inflation, niedrige Arbeitslosigkeit zu einem Anstieg der Inflation.

Dies erklärt die Vorkommnisse seit den 70er Jahren. θ stieg von 0 auf 1 und daraufhin bildete sich ein Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Veränderung der Inflationsrate.

Abbildung2.jpg
Veränderungen der Inflationsrate und

Arbeitslosenquote in Deutschland

Abbildung 2 stellt die Beziehung von Veränderungen der Inflationsrate und der Arbeitslosenquote für die Jahre seit 1980 für Deutschland dar. Dabei ist ein negativer Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und der Veränderung der Inflationsrate zu erkennen.

Daraus ist ersichtlich, dass bei geringer Arbeitslosigkeit die Veränderung der Inflation positiv ist, umgekehrt ist die Veränderung der Inflation bei hoher Arbeitslosenquote negativ.

Somit beschreibt die erweiterte Phillipskurve den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der Veränderung der Inflation. Des Weiteren wird sie häufig auch als modifizierte Phillipskurve, um Erwartungen erweiterte Phillipskurve oder akzelerierende Phillipskurve bezeichnet.

Zusammenfassung

Die am Lohnsetzungsprozess Beteiligten änderten ihre Erwartungen hinsichtlich der Inflationsrate, woraufhin sich die Phillipskurvenbezeichnung veränderte. Die daraus erhaltene Einsicht ist, dass sich der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation wahrscheinlich mit dem Stand und der Dauerhaftigkeit der Inflation verändert.

Einzelnachweis

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Phillipskurve, 13.04.08
  2. Felderer/Homburg, Makroökonomik, S. 264
  3. Peters, Wirtschaftspolitik, S. 90; Felderer/Homburg, Makroökonomik, S. 265; Majer, Makroökonomik, S. 377
  4. Blanchard, Olivier; Illing, Gerhard: Makroökonomie, 3. Auflage, München 2004

Literatur

  • Blanchard, Olivier; Illing, Gerhard: Makroökonomie, 3. Auflage, München 2004
  • Felderer/Homburg; Makroökonomik und neue Makroökonomik, 7. Auflage, Berlin 1999
  • Peters; Wirtschaftspolitik, 3. Auflage, München 2000
  • Majer; Moderne Makroökonomik: Ganzheitliche Sicht, München 2001

Weblinks

Wikipedia