Investition

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Fertig.gif Dieser Artikel wurde durch den Review-Prozess vervollständigt und korrigiert. Der Bearbeiter hat den Artikel zur Bewertung eingereicht. --FabianKretschmer 14:22, 30. Apr. 2008 (CEST)

Definition

Unter Investitionen verstehen die meisten Menschen den Erwerb von Vermögensgegenständen wie Aktien. Dieses bezeichnet man als Finanzinvestitionen, welche hier nicht näher betrachtet werden sollen. Ökonomen bezeichnen als Investitionen den Kauf von Kapitalgütern, sprich die langfristige Anlage von Kapital in Sachgütern. Speziell in der Volkswirtschaftslehre den Einsatz von Produktionsfaktoren zur Erhaltung, Verbesserung oder Erweiterung des Bestandes an langlebigen Produktionsmitteln. Investitionen können also als Veränderung des Kapitalstockes eines Landes beziehungsweise des volkswirtschaftlichen Potenzials der Produktion definiert werden.


Allgemein

Üblicherweise wird der Nachfrage- und der Kapazitätseffekt von Investitionen unterschieden. Während ersterer die Auswirkungen der Investitionsgüternachfrage auf die gegenwärtige Produktion und Beschäftigung erfasst, stellt der zweite Effekt auf die Veränderung der technischen Produktionsmöglichkeit und damit auf Kapazitätseffekte der nächsten Periode ab. Die Motivation für Investitionen von Unternehmen und dem Staat sowie die der Haushalte sind sich hierbei relativ ähnlich. Investiert wird wenn es ein mehr an Nutzen mit sich bringt. Privatpersonen kaufen Häuser um später den Wohnraum zu nutzen, Unternehmen schaffen neue Maschinen an um mehr produzieren zu können. Im Jahr 2005 lag die deutsche Investitionsquote bei 17,1% des BIP, hierbei gingen die Bruttoanlageinvestitionen mit rund 384,67 Milliarden ein.

Bedeutung

Aufgrund der großen Bedeutung der Investitionen sowohl als kurzfristiger Konjunkturindikator als auch als Bestimmungsgrund für die langfristige Produktionskapazität einer Volkswirtschaft ist es eine der Aufgaben der Volkswirtschaftslehre, sowohl das Investitionsverhalten einzelner wirtschaftlicher Akteure wie auch die Höhe der Investitionen in einzelnen Wirtschaftszweigen oder einer ganzen Volkswirtschaft theoretisch zu erklären.

Investitionen(I) sind ein wichtiger Bestandteil der Volkswirtschaftlichen Rechnungen. Zum Beispiel im IS-LM Modell wo sie in mehreren Formel vorkommt:

Gesamtwirtschaftliche Nachfrage


Investitionsfunktion


Investitionsformen/-ausprägungen

Die Gesamtheit der Investitionen in einer Periode wird als Bruttoinvestition bezeichnet. In der VWL werden sowohl Bruttoanlageinvestitionen als Vorratsänderungen sogenannte Lagerinvestitionen zu den Investitionen gerechnet. Sie sind ein Aggregat des Bruttoinlandsprodukts in der Verwendungsrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Der Teil der Bruttoinvestition, der zum Erhalt oder Ersatz der verbrauchten Teile des Produktionsapparates dient, wird als Erhaltungsinvestition, Ersatzinvestition oder Reinvestition bezeichnet. Wenn sie den Wert der Abschreibungen erreicht, bleibt der Wert des Produktionsmittelbestandes volkswirtschaftlich konstant.

Erweiterungsinvestitionen oder Nettoinvestitionen bewirken einen Zuwachs der Produktionskapazitäten. Investitionen in dauerhafte, reproduzierbare Produktionsmittel (Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen) sind Anlageinvestitionen, Investitionen in Bestände Lagerinvestitionen oder Vorratsinvestitionen.

Bei den Bruttoanlageinvestitionen handelt es sich entsprechend der betriebswirtschaftlichen Definition von Investitionen um die Anschaffung von dauerhaften Produktionsmitteln durch Unternehmen, private Organisationen ohne Erwerbscharakter und öffentliche Haushalte. Für Zwecke der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden dabei die Anschaffungen von Wohnbauten durch private Haushalte zu den Bruttoanlageninvestitionen gerechnet, nicht aber die Anschaffung langlebiger Konsumgüter durch private Haushalte und rein militärischer Güter durch öffentliche Haushalte. Auch der Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten wird nicht zu den Investitionen gerechnet. Der Wert der Bruttoanlageinvestitionen minus der Kosten der Abschreibungen ergibt den Wert der Nettoanlageinvestitionen.

Da Lagerinvestitionen meist sehr geringen Umfanges (in manchen Jahren negativ, in manchen positiv circa 0,1% des BIP betragen) und sehr schwierig genau zu berechnen sind, werden Sie häufig nur als Restgröße der Statistik ermittelt und außer achtgelassen. Lagerinvestitionen stellen sich hierbei als die Differenz zwischen der Produktion einer Periode und dem Absatz in dieser Periode dar. Neben diesen Realinvestitionen oder Sachinvestitionen gibt es die Finanzinvestitionen (in Wertpapiere).

Grenzüberschreitende Investitionen werden als Direktinvestitionen bezeichnet.

Wenn Ersatzinvestitionen oder Nettoinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen sind, kann mit gleichem Aufwand mehr erzeugt oder mit weniger Aufwand ein gleiches Ergebnis erzielt werden. Dadurch können Arbeitsplätze vernichtet werden. Arbeitslosigkeit braucht nicht aufzutreten, wenn durch Erweiterungsinvestitionen genügend neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Immer mehr an Bedeutung gewinnen heutzutage auch die stetig steigenden Umweltschutzinvestitionen, welche dazu dienen ökologisch verträglichere Produktionen aufzubauen und sicherlich zu den langfristigsten Investitionen zu zählen sind.

Investitionsquote/-rate

Der Anteil der Bruttoinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt wird als Investitionsquote bezeichnet; sie zeigt, welcher Teil der in einer Periode produzierten Güter einer Volkswirtschaft investiert, also nicht dem Konsum und nicht dem Export zugeführt wurde. Die Investitionsrate ist das Verhältnis der Investitionen einer Periode zum bestehenden Kapitalstock. Je nachdem, ob Unternehmen oder staatliche Stellen investieren, spricht man von privaten oder öffentlichen Investitionen.

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Exkurs Investitionsfalle im IS-LM Modell

Sehen die Unternehmer die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung sehr pessimistisch, so werden sie in Zukunft geringe bis keine Erträge erwarten. Daher könnte auch eine Zinssenkung kaum einen Anreizverschaffen, das Investitionsvolumen zu erhöhen und somit die Wirtschaft zu beleben. Die IS Kurve verläuft senkrecht. Die Investitionsnachfrage ist vollkommen zinsunabhängig. Damit ist Ir= 0 und die Steigung der IS-Kurve ist somit unendlich.

Exkurs alternativer Ansatz nach Keynes

Erstmals formulierte Keynes in seinem 1936 erschienen Buch „The General Theory of Employmen,Interest and Money“ seinen alternativen Ansatz für ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt wie folgt:

Was schlussendlich heißt, die Nachfrage der Unternehmen nach Investitionen muss genau dem entsprechen, was der Staat und Haushalte sparen wollen.

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Einkommens- und Multiplikatoreffekt

Die Investitionen sind von grundlegender Bedeutung für die Konjunkturschwankungen und für das wirtschaftliche Wachstum. Die Nachfrage nach Investitionsgütern schwankt stärker als die nach Konsumgütern, und diese Schwankungen übertragen sich auf das Inlandsprodukt. Konjunkturpolitisch ist der Einkommens- oder Multiplikatoreffekt der Investitionen wichtig: Durch zusätzliche Investitionen entsteht zusätzliches Einkommen, das zusätzliche Konsumnachfrage hervorruft, die wiederum zu zusätzlichen Einkommen führt, sofern die notwendigen Produktionskapazitäten vorhanden sind. Für das Wachstum ist der Kapazitätseffekt der Investitionen maßgebend: Investitionen erhöhen in der Regel die volkswirtschaftliche Produktionskapazität und damit das potenzielle Güterangebot.

Der Multiplikatoreffekt von Investitionen, beschreibt nach Keynes, um das Wievielfache das Einkommen steigt, wenn sich die Investitionen um einen bestimmten Betrag erhöhen. In einem Anpassungsvorgang schafft z.B. eine Investition von 100 Mio. € ein erhöhtes Volkseinkommen von 200 Mio. €. Der Multiplikator wäre in diesem Beispiel dann 2,0. In diesem Multiplikatoreffekt sah Keynes die große Bedeutung der Investitionen für die Konjunktur und für den Arbeitsmarkt.

Allerdings wohnt Investitionen nach Keynes auch ein Nachteil inne, dass sie nämlich selbst auch die Produktionskapazitäten erhöhen (Kapazitätseffekt). Das Problem mangelnder Nachfrage wird so womöglich noch verstärkt, wenn Investitionen die Produktionskapazitäten erhöhen. Deshalb sprach sich Keynes eher für möglichst unproduktive staatliche Nachfrage aus, etwas scherzhaft sprach er vom Bau von Pyramiden. "Zwei Pyramiden sind besser als eine, im Unterschied zu zwei Eisenbahnlinien von London nach York, die nicht besser als eine Eisenbahnlinie sind." (In der Praxis bauten die Regierungen freilich keine Pyramiden, aber Staatsausgaben für Rüstung, die volkswirtschaftlich Staatskonsum ist, kommt den Keynesschen Vorstellungen sehr nahe.) Dass Investitionen nicht nur Teil der Nachfrage sind, sondern auch die Angebotskapazitäten erhöhen und so zu einer Überinvestitionskrise beitragen können, wird in Multiplikator-Akzelerator-Modellen mathematisch dargestellt.

Investitionsgleichung

Die Gleichung gibt die geplanten Investitionen wieder. Durch den ersten Summanden wird die Investitionsfunktion der Anforderung gerecht, daß ein steigender Zins zu sinkenden geplanten Investitionen führt. Durch den zweiten Summanden (Iaut) werden die Einflüsse anderer, c.p. als konstant angenommener Größen auf die geplanten Investitionen abgebildet (z. B. gesetzlich vorgeschriebene Umweltschutzinvestitionen). Der Definitionsbereich für den Zins i garantiert positive Investitionen.

für

Investitonen 2004 in Deutschland

Die Investitionen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2004 verteilen sich wie folgt: "Größte Investoren waren im Jahr 2004 mit 12,2 Milliarden Euro wiederum die Automobilhersteller, die 25% aller Industrieinvestitionen durchführten. Ihr hohes Investitionsniveau aus dem Vorjahr (13,1 Milliarden Euro) konnten sie allerdings nicht ganz erreichen. Auch die Chemische Industrie investierte mit 5,2 Milliarden Euro weniger als 2003 (– 14,0%). Andere wichtige Investoren, wie das Ernährungsgewerbe (4,3 Milliarden Euro; + 3,9%), der Maschinenbau (4,2 Milliarden Euro; + 2,6%) und die Hersteller von Metallerzeugnissen (2,9 Milliarden Euro; + 8,3%), steigerten hingegen 2004 ihr Investitionsvolumen. Diese fünf Wirtschaftszweige zusammen führten mit rund 29 Milliarden Euro nahezu 60% aller Industrieinvestitionen durch."

Zitat aus einer Presseerklärung des Statistischen Bundesamts (StBA) (StBA) vom 8. November 2005.



Quellen

Literatur - Institut für Europäische Wirtschaft Uni Bremen, Dr. André W. Heinemann - Statistisches Bundesamt Wiesbaden - Makroökonomie 4. Auflage, Olivier Blanchard u. Gerhard Illing, Person Education - Hans Hirth: Grundzüge der Finanzierung und Investition, Oldenbourg Verlag, München 2005 - Gerd Schulte: Investition, 2. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2007 - L. Kruschwitz: Finanzierung und Investition (2004); K. Olfert: Investition (2006

Weblinks

http://de.wikipedia.org/wiki/Investition

Wikipedia