Internationale Einkommenstransfers

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Aus internationalen Einkommenstransfers ergibt sich die Veränderung der relativen Weltnachfrage.


Internationale Einkommenstransfers

Das heißt: internationale Einkommenstransfers ergeben eine Verschiebung auf der Nachfragekurve - und nur auf der Nachfragekurve!

Es gibt verschiedene Gründe, warum sich die relative Weltnachfrage nach Gütern verschieben kann, früher geschah dies häufig in Folge von Kriegen.

Transfers können in Gestalt von Reparationszahlungen oder Auslandshilfen stattfinden. Die inländische Regierung besteuert in diesem Fall ihre Bürger mit einem Betrag X und überweist diese Summe an die ausländische Regierung. Diese senkt dann die Steuern entsprechend.


Geschichtliches

Nach dem zweiten Weltkrieg gewährten z.B. die USA Japan und Deutschland sowie den einstigen Kriegsverbündeten Amerikas Wiederaufbauhilfen und seit den 1950er Jahren leisten die fortgeschrittenen Länder ärmeren Nationen Hilfe.

Ökonomen wurden auf das Transferproblem aufmerksam durch die Zahlungen Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg. Deutschland wurde von den siegreichen Alliierten genötigt, große Reparationszahlungen zu leisten.


Verschiedene Sichtweisen dieses Problems

Zwei große Ökonomen debattierten über dieses Transferproblem: John Maynard Keynes und Bertil Ohlin. Welche tatsächlichen Belastungen wurden dem deutschen Volk durch diese Zahlungen auferlegt?

Keynes, der an der Versailler Konferenz teilgenommen hatte, attackierte vehement die Friedensvereinbarung. Er verfasste darüber ein Buch mit dem Titel The Economic Consequences of the Peace. Keynes war der Meinung, dass die wirkliche Belastung Deutschlands über die geforderten Geldsummen hinausgehe. Das heißt, er ignorierte die direkten Effekte des Transfers über die marginale Importneigung und meinte, dass Deutschland mehr exportieren und weniger importieren müsste um Geld an andere Länder zahlen zu können. Weiterhin müsste Deutschland den Preis seiner Exporte im Vergleich zu dem seiner Importe senken.

Ohlin bezweifelte dies und meinte, die Nachfrage nach ausländischen Gütern in Deutschland würde automatisch sinken, wenn Deutschland seine Reparationszahlungen durch Steuern finanzieren würde. Die Reparationszahlungen würden sich gleichzeitig in Form von Steuersenkungen oder erhöhten Staatsausgaben auf andere Länder verteilen, und ein Teil der dadurch bedingten Nachfragesteigerung nach ausländischen Gütern würde auch auf deutsche Exporte entfallen. Damit könnte Deutschland doch in der Lage sein, ohne eine Verschlechterung der Terms of Trade die Importe zu reduzieren und die Exporte zu steigern. Diese Schlussfolgerungen unterschieden sich stark von den Ergebnissen Keynes. Auf alle Fälle wurde ein Großteil der Reparationszahlungen nie gemacht.



Effekt des Einkommenstransfers

Der einzige Effekt des Einkommenstransfers ist die (eventuelle) Verschiebung der relativen Nachfragekurve und damit Beeinflussung der Terms of Trade. Demzufolge steigen die Terms of Trade einer Volkswirtschaft, wenn in einem bestimmten Zeitraum die Einfuhrpreise konstant bleiben (od. sinken), die Ausfuhrpreise hingegen steigen. Bei steigenden Terms of Trade verbessert sich das reale Austauschverhältnis einer Volkswirtschaft. Für die gleiche Exportgüter-Menge kann real eine höhere Importgüter-Menge erworben werden. Transfereffekte auf die Terms of Trade bedeutet, transferiert das Inland einen Teil seines Einkommens in das Ausland, sinkt sein Einkommen und es muss seine Ausgaben einschränken. Entsprechend erhöht Ausland seine Ausgabe. Allerdings muss sich die relative Nachfragekurve bei einer Umverteilung des Welteinkommens nicht unbedingt verschieben (Ohlins Argument). Verteilt das Ausland sein zusätzliches Einkommen in denselben Proportionen, z.B. auf Textilien und Lebensmittel, wie Inland seine Ausgaben senkt, dann bleiben die Ausgaben für Textilien und Lebensmittel auf Weltebene gleich. Die relative Nachfragekurve verschiebt sich nicht und die Terms of Trade werden nicht betroffen.

Verwenden beide Länder ihre Ausgaben nicht in denselben Proportionen, werden die Terms of Trade durch den Transfer beeinflusst. Die Richtung seiner Wirkung hängt von den Unterschieden im Ausgabenverhalten zwischen Inland und Ausland ab.


Wirkungsweisen

1. Möglichkeit: Inland hat eine höhere marginale Ausgabenneigung für z.B. Textilien als Ausland. (gleichzeitig bedeutet dies eine geringere marginale Ausgabenneigung für z.B. Lebensmittel). Dann reduziert die Transferzahlung von Inland an Ausland für jeden relativen Preis die Nachfrage nach Textilien und steigert die Nachfrage nach Lebensmitteln. Die relative Nachfragekurve verlagert sich nach links, der relative Textilpreis sinkt, die Terms of Trade vom Inland als Stoffexporteur verschlechtern sich und die von Ausland verbessern sich. Dies ist der von Keynes beschriebene Fall: Der indirekte Effekt eines internationalen Transfers auf die Terms of Trade verstärkt den ursprünglichen Effekt auf die Einkommen beider Länder.

2. Möglichkeit: Inland hat eine geringere marginale Ausgabenneigung für Textilien als Ausland, dann verlagert sich infolge eines Transfers von Inland nach Ausland die relative Nachfragekurve nach rechts und die Terms of Trade von Inland verbessern sich auf Kosten Auslands. Das heißt: Terms of Trade durch Transfer verbessern sich, wenn das Geberland eine niedrigere marginale Ausgabenneigung für sein Exportgut hat als das Empfängerland. Ein Transfer verschlechtert die Terms of Trade des Geberlandes, wenn dieses eine höhere marginale Ausgabenneigung für sein Exportgut hat als das Empfängerland.

Fazit: Die Auswirkungen von Terms of Trade können in beide Richtungen gehen. Ohlin war also hinsichtlich des allgemeinen Prinzips im Recht, jedoch auch Keynes’ Annahme trifft zu, dass die Auswirkungen von Transfers auf die Terms of Trade ihre Einkommenseffekte bei Geberland und Empfängerland verstärken.


Internationale Kredite sind streng genommen keine Einkommenstransfer, da der laufende Kaufkrafttransfer, der mit dem Kredit stattfindet, die Verpflichtung zur späteren Rückzahlung beinhaltet.


Quellen

Internationale Wirtschaft, P. Krugmann, Maurice Obstfeld; 6.Auflage

Lexikon der Außenwirtschaft, Reining, Prof. Dr. Adam, Oldenburg Verlag