Leitzins

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Vorlage:Wichtige Leitzinsen Der Leitzins ist der festgelegte Zinssatz den Geschäftsbanken zahlen müssen, um sich Geld bei der Zentralbank zu beschaffen.[1] Sie signalisieren den von der Zentralbank angestrebten geldpolitischen Kurs.[2] Über die Festsetzung dieser Leitzinsen steuert die zuständige Zentralbank das Geldmarktgeschehen, insbesondere den Tagesgeldsatz.[3]

Vorgehen der Zentralbank bei Leitzinsänderung

Das Geldangebot wird über den Zinssatz gesteuert. Die Zentralbank kann den Zinssatz unmittelbar ändern, indem sie das Geldangebot durch Offenmarktgeschäfte variieren. Erhöht die Zentralbank das Geldangebot im Zuge von Offenmarktgeschäften, kauft sie Wertpapiere. Dadurch steigen die Wertpapierkurse und den Zinssatz sinkt.[4] Bei einer Senkung des Geldangebotes verkauft die Zentralbank Wertpapiere. Folglich sinkt der Wertpapierkurs und das führt zur Steigerung des Zinssatzes.[5]

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IS-LM-Modell

IS-LM-Modell

Das IS-LM-Modell analysiert das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht von Gütermarkt und Geldmarkt.[6]

Ändert die Zentralbank auf Grund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage den Leitzins, passen sich mit zeitlicher Verzögerung Geldmenge, Staatseinnahmen, Staatsausgaben sowie Volkseinkommen an. Das liegt daran, dass alle Komponenten interdependent sind.

Indikatoren für Leitzinsänderung

Um die konjunkturelle Entwicklung zu beurteilen, verwendet die Zentralbank makroökonomische Kennzahlen. Diese sind von großer Bedeutung, da Sie die Zentralbank bei Leitzinsänderungen beeinlußt. Als makroökonomische Kennzahlen sind der Frühindikator, wie zum Beispiel Aktienkurse, der Präsensindikator, zum Beispiel das BIP, sowie als Spätindikator, die Inflationsrate und das Zinsniveau, zu nennen.

Marktpsychologische Bedeutung von Leitzinsänderungen

Durch eine restriktive beziehungsweise expanisve Geldpolitik kann die Zentralbank die Zinssätze des Geldmarkts sowie die allgemeine Zinsentwicklung beeinflussen. Damit hat sie indirekt Einfluss auf die gesamte Volkswirtschaft. Grund hierfür ist, dass ein beträchtlicher Teil der volkswirtschaftlichen Güternachfrage fremdfinanziert ist.[7]

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Zeitliche Verzögerung geldpolitischer Maßnahmen

Die Leitzinsen spielen demnach bei Investitionen eine maßgebliche Rolle, da diese mit das zukünftige Wirtschaftswachstum bestimmen.[8]

Der Leitzins, den die Geschäftsbank an die Zentralbank zahlen muss, wird an die Kreditnehmer weitergegeben. Zudem sind Leitzinsänderungen nicht als Ad hoc-Maßnahme anzusehen, denn in der Regel schlagen sich die Änderungen erst mit einer zeitlichen Verzögerung (time lags) auf Wachstum und Inflation nieder.[9]

Einluss der Leitzinsen auf Marktzinsen

Zu den wichtigsten Referenzzinssätzen gehören der Euribor, EONIA sowie der Libor. Diese werden auf der Basis von Durchschnittszinssätzen für Tages- und Termingelder berechnet.[10] Der Euribor fungiert als Bezugsgröße für Finanzprodukte mit variablen Zinsen (z.B Bundesanleihen mit variablen Zinsen, aber auch Kredite).[11] Der Libor ist der Zinssatz, zu denen Banken bereit sind, Einlagen bei anderen Banken zu tätigen.[12] Eonia (Euro Overnight Index Average) gibt den offiziell berechnete Tagesgeldzinssatz des Euro wieder. Außerdem zeigt die Höhe der Leitzinsen die Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung von Wechselkursen an.[13]

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Die wichtigsten Leitzinssätze des Euro-Raumes und der USA seit 1999

Europäische Zentralbank

Seit der Jahrtausendwende ist die Europäische Zentralbank (EZB) die oberste Instanz für die Geldpolitik im Eurowährungsraum. Bis Juli 2000 setzte die EZB das Mengentenderverfahren ein, wo der Zinssatz von dieser vorgegeben wurde, um das Zentralbankgeld auf die einzelnen Geschäftsbanken zu verteilen. Danach wurde das Zentralbankgeld über den Zinstender verteilt. Aus aktuellem Anlass und als Folge der weltweiten Rezzesion wird seit 10/2008 wieder der Menegntender verwendet. Als die wichtigsten Leitzinsen im europäischen Währungsraum sind der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungsfazilität, der die Zinsobergrenze darstellt, und die Einlagefazilität, welche die Zinsuntergrenze darstellt, zu nennen. Als vorrangige Ziele, welche durch eine Änderung der Leitzinsen verfolgt werden, sind ein stabiles Preisniveau und eine niedrige Inflationsrate zu nennen. Des weiteren kann das Wirtschaftswachstum als Ziel angesehen werden. Historisch gesehen hatten der Hauprefinanzierungssatz im Oktober 2000 seinen Höchststand und im Juni 2003 seinen niedrigsten Stand erreicht.

Federal Reserve System

Der amerikanische Leitzins besteht im Gegensatz zu den europäischen Leitzinsen nur aus der Federal Funds Rate und dem Discount Rate. Die Steuerungskonzeption des Federal Reserve System (Fed) ist stark von Offenmarktgeschäften geprägt, mit dem Ziel einen hohen Beschäftigungsstand, ein stabiles Preisniveau als auch gemäßigte langfristige Zinsen zu erreichen. Die Fed agiert nahzu außschließlich ohne direkte Kreditfazilitäten, was ein sehr aktives Eingreifen der Notenbank am Geldmarkt zur Folge hat. Im Zuge der Finanzkrise hat die Fed mit dem Term Auction Facility (TAF) ein neues Geldmarktinstrument eingerichtet. Historisch gesehen hatten die Federal Funds Rate im Mai 2000 seinen Höchststand und im Dezember 2008 seinen niedrigsten Stand erreicht.

Bank of England

Die Bank of England steuert ihren Zins nur durch Offenmarktgeschäfte mit dem Ziel der Preisstabilität und einer Inflation von höchstens 2,5%. Zudem verfügt sie über keine Mindestreserve, was die Zinssteuerung des Geldmarktes nicht unproblematisch macht, vorallem dann, wenn die Zentralbank keine ständigen Fazilitäten zur Verfügung stellt.Für englische Geschäftsbanken besteht daher die Notwendigkeit von positiven Liquiditätspositionen auf ihrem Zentralbankkonto, wobei sie zugleich bestrebt sind, sollche Guthaben möglichst gering zu halten.[14]Der Leitzins in England heißt Repo Rate. Historisch gesehen hatten die Repo Rate im Oktober 2000 seinen Höchststand und im Dezember 2008 seinen niedrigsten Stand erreicht.

Siehe auch

Geldpolitik

Einzelnachweise

  1. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.59.
  2. Vorlage:Internetquelle
  3. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.59.
  4. Vgl. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006, S.119.
  5. Vgl. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006, S.119.
  6. Vgl. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006, S.164
  7. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.65.
  8. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.65.
  9. Vgl. Jarchow, Hans-Joachim: Theorie und Politik des Geldes, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, S.334.
  10. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.59.
  11. Vgl.Görgens, Egon/ Ruckriegel, Karlheinz/ Seitz, Franz: Europäische Geldpolitik, Lucius & Lucius, 2004, S.262.
  12. Vgl. Hall, John C.: Options, Futures und andere Derivate, München: Pearson, 2006.
  13. Vgl. Brand, Oliver: Das internationale Zinsrecht von England, Tübingen: Mohr Siebeck, 2002, S.77.
  14. Bofinger, Peter/ Reischle, Julian/ Schächter, Andrea: Geldpolitik: Ziele, Instutitionen, Strategien und Instrumente, München: Vahlen, 1996, S.446.

Weblinks

Deutsche Bundesbank

Literatur

Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006.

Bofinger, Peter/ Reischle, Julian/ Schächter, Andrea: Geldpolitik: Ziele, Instutitionen, Strategien und Instrumente, München: Vahlen, 1996.

Brand, Oliver: Das internationale Zinsrecht von England, Tübingen: Mohr Siebeck, 2002.

Görgens, Egon/ Ruckriegel, Karlheinz/ Seitz, Franz: Europäische Geldpolitik, Lucius & Lucius, 2004.

Hall, John C.: Options, Futures und andere Derivate, München: Pearson, 2006.

Heine, Michael/ Herr, Hansjörg: Die Europäische Zentralbank: Eine kritische Einführung in die Strategie und Politik der EZB, Metropolis-Verlag, 2004.

Jarchow, Hans-Joachim: Theorie und Politik des Geldes, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003.

Krugman, Paul R./ Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft, München: Pearson, 2006.

Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004.

Wurm, Gregor/ Möhlmeier, Heinz/ Skorzenski, Friedmund/ Wierichs, Günter: Allgemeine Wirtschaftslehre für den Bankkaufmann/ die Bankkauffrau, Troisdorf: Bildungsverlag EINS-Stam, 2005.

Wikipedia