Devisenbilanz

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Fertig.gif Dieser Artikel wurde durch den Review-Prozess vervollständigt und korrigiert. Der Bearbeiter hat den Artikel zur Bewertung eingereicht. --Danielgolz 13:51, 30. Apr. 2008 (CEST)

Die Devisenbilanz ist eine Teilbilanz der Zahlungsbilanz, in der die Veränderungen der Währungsreserven eines Landes erfasst werden.[1] Hierunter werden folglich die in der Kapitalbilanz nicht berücksichtigten Transaktionen der Währungsbehörde ausgewiesen. Aufgestellt und veröffentlicht wird die deutsche Devisenbilanz monatlich von der Bundesbank unter Rückgriff auf die Daten des Statistischen Bundesamtes in der Zahlungsbilanzstatistik und der „Auslandsposition der Bundesbank".


Systematische Einordnung der Devisenbilanz

Zahlungsbilanz

Die Devisenbilanz ergänzt als selbständiger Bestandteil die außenwirtschaftliche Gesamtrechnung einer Volkswirtschaft, dargestellt in der Zahlungsbilanz, deren wesentliche Bestandteile die Leistungsverkehrsbilanz und die Kapitalverkehrsbilanz im weiteren Sinne sind.

Während in der Leistungsverkehrsbilanz im Wesentlichen sämtliche Transaktionen von Waren und Dienstleistungen zwischen Inländern und Ausländern verbucht werden, erscheinen in der Kapitalverkehrsbilanz alle Veränderungen bezüglich der Höhe und Zusammensetzung der Forderungen und Verbindlichkeiten der Inländer gegenüber Ausländern, die zu Zahlungsein- und Zahlungsausgängen führen bzw. führen könnten.

Der Kapitalverkehr wird seinerseits nochmals unterteilt nach Sektoren. Private Haushalte, Unternehmungen sowie Kreditinstitute als auch der öffentliche Sektor werden mit ihren Transaktionen zum Kapitalverkehr im engeren Sinne zusammengefasst und in der Kapitalbilanz aufgeführt. Ausdrücklich ausgenommen hiervon sind die Aktivitäten der Zentralbank, die in der Devisenbilanz abgebildet sind.


Aus dieser Systematik ergibt sich die Konsequenz, dass unter der Annahme einer vollständigen Erfassung sämtlicher Transaktionen der Saldo der Devisenbilanz stets dem Unterschiedsbetrag von Leistungs- und Kapitalbilanz entspricht und somit die Zahlungsbilanz ausgleicht.[2]


Inhalt der Devisenbilanz

Des Weiteren soll die Devisenbilanz hinsichtlich ihrer Positionen näher vorgestellt werden. Zunächst werden beispielhaft anhand vereinfachter Sachverhalte die Devisenbilanz beeinflussende Transaktionen vorgestellt und mit deren Hilfe die Buchungssystematik in der Devisenbilanz veranschaulicht.


Buchungen in der Devisenbilanz

Entsprechend der Buchungstechnik der Kapitalbilanz folgend wird in der Darstellung der Devisenbilanz in Kontenform eine Zunahme der Devisenbestände im Soll, eine Abnahme dementsprechend auf der Habenseite, gebucht. Auf eine detaillierte Bilanzierung der nachfolgenden Sachverhalte in den einzelnen noch zu erläuternden Posten der Devisenbilanz soll an dieser Stelle verzichtet werden.

Buchungsbeispiele

Buchungsbeispiele

1) Ein Unternehmer exportiert Waren in die USA im Wert von 500 T €. Die Überweisung erfolgt in $ US- Dollar. Durch die Überweisung erhöht sich der Devisenbestand an $ US- Dollar. Es erfolgt eine Buchung auf der Sollseite der Devisenbilanz.

2) Der Bund entrichtet Beiträge an die UNO in Höhe von 3 Mio. $ US- Dollar. Die Bundesbank führt die Zahlung durch, indem sie das Zentralbankkonto des Bundes belastet. Hier erfolgt durch die geleistete Übertragung des Bundes ein Abfluss von $ US- Devisen, der im Haben ausgewiesen wird.

3) Brunei kauft Bundesanleihen im Wert von 2,5 Mio. $ US- Dollar und zahlt mit Sichtguthaben bei amerikanischen Banken.

4) Eine deutsche Bank erwirbt eine US- Anleihe im Werte von 1,5 Mio. $ US- Dollar und stellt dem Verkäufer der Anleihe Sichtguthaben im gleichen Wert zur Verfügung.

Vorstehenden Buchungsbeispielen liegt ein angenommener Wechselkurs von 1:2 zugrunde.


Der sich durch Zu- und Abgänge ergebende Saldo der Devisenbilanz wird stets auf der Sollseite ausgewiesen (Abnahme (-); Zunahme (+). In Deutschland wird eine von der Kontenform abweichende, tabellarische Darstellungsweise des Saldos gewählt (Zunahme (-); Abnahme (+)).[3]




Positionen der Devisenbilanz

a) Die Währungsreserven

1) Goldbestand

Ein Teil der Währungsreserven wird in Form von Gold gehalten, was historische Ursachen hat. Als Basis der wichtigsten Währungen diente vor dem ersten Weltkrieg der Goldstandard. Aufgrund des Reichsbankengesetzes von 1875 musste die Zentralbank Goldbestände in der Höhe von 1/3 der gesamten Geldmenge vorrätig halten, um den in dieser Zeit üblichen Umtausch von Geldnoten in Gold gewährleisten zu können. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Funktion als Zahlungsmittel zur Tilgung internationaler Devisenverbindlichkeiten werden die Goldbestände unter den Währungsreserven bilanziert. Dabei steht dem Gold kein konkreter Anspruch eines Landes gegenüber. Die Bewertung des Goldbestandes erfolgt seit 1998 zum Marktpreis.[4]


2) Reserveposition im Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Sonderziehungsrechte

Hier wird nochmals in drei weitere Kategorien unterteilt. Die Ziehungsrechte in der Reservetranche bieten der jeweiligen Zentralbank die Möglichkeit, gegen Hingabe heimischer Währung bedingungslos Devisen in fremder Währung beim IWF zu beziehen. Im Fall der Sonderziehungsrechte ergibt sich dieselbe Option mit anderen Ländern. Komplettiert wird die Reserveposition durch Gewährung von Krediten an den IWF aufgrund besonderer Vereinbarungen.[5]


3) Devisenbestand

Unter dieser Position werden sowohl „Devisen“, (kurzfristige Forderungen gegenüber ausländischen Banken und Geldmarktinstituten in Form von Wechseln, Schecks und Sichteinlagen) als auch „Sorten“ (ausländische Banknoten und Münzen im Besitz von Inländern) subsumiert. Überwiegend handelt es sich dabei um $US- Dollar Guthaben und liquidierbare Dollaranlagen.[6]


b) Forderungen innerhalb des Euro- Systems

Beeinflusst werden die Forderungen der (deutschen) Zentralbank innerhalb des Euro- Systems durch die Beteiligung am Kapital der Europäischen Zentralbank und aus den durch die Übertragung von Währungsreserven auf die EZB entstandenen Ansprüchen auf der einen und aufgrund des sich durch den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs zwischen den einzelnen Zentralbanken ergebenden Saldos auf der anderen Seite.[7]


c) Auslandsverbindlichkeiten

Die Auslandsverbindlichkeiten werden unterteilt in Ansprüche von Ansässigen innerhalb und außerhalb des EU- Währungsgebietes. Werden die Verbindlichkeiten von den Währungsreserven und den Forderungen innerhalb des Euro- Systems subtrahiert ergibt sich die „Auslandsposition der (deutschen) Zentralbank.


Die deutsche Devisenbilanz

Darstellung in der Zahlungsbilanz

Wichtige Posten der deutschen Zahlungsbilanz

Die deutsche Devisenbilanz findet ihren Niederschlag in der Zahlungsbilanz unter zwei von einander zu trennenden Positionen. Die als „Veränderung der Währungsreserven der Deutschen Bundesbank zu Transaktionswerten“ bezeichnete und gesondert ausgewiesene Teilbilanz der deutschen Zahlungsbilanz umfasst, einhergehend mit dem Eintritt in die Europäische Währungsunion (1999), nur noch die zu Veränderungen der Währungsreserven führenden Transaktionen der Deutschen Bundesbank, die die Goldbestände, die Reserveposition beim IWF und Forderungen in Fremdwährung gegenüber Gebietsansässigen außerhalb des EU- Währungssystems betreffen. Eine Zunahme der Währungsreserven wird mit einem Minuszeichen vor dem Betrag ausgewiesen.

Die in der Veränderung der Währungsreserven nicht berücksichtigten Forderungen der Bundesbank gegenüber den Teilnehmern der Währungsunion werden als sonstige Auslandsaktiva der Bundesbank unter dem Posten „Übriger Kapitalverkehr“ in der Kapitalbilanz aufgeführt. Folglich erscheinen hier ebenfalls die Ansprüche aus der Übertragung nationaler Währungsreserven gegen die EZB. In der folgenden Darstellung sind die, die Devisenbilanz betreffenden, Positionen rot eingefärbt.[8]






Die Auslandsposition der Bundesbank

Ergänzt und konkretisiert wird die in der Zahlungsbilanz nur (versteckt) ausgewiesene Veränderung des Devisenbilanzsaldos durch den ebenfalls von der Bundesbank erstellten Auslandsvermögensstatus (AVS). Diese, der Art und der Höhe nach strukturierte, sämtliche deutsche Auslandsforderungen und -verbindlichkeiten, im Gegensatz zur stromgrößenerfassenden Zahlungsbilanz, abbildende Bestandsrechnung wird in inländische Sektoren gegliedert, unter denen die Auslandsposition der Bundesbank gesondert ausgewiesen wird.[9] Abb4-4.jpg

Dabei erfüllt die Auslandsposition der Bundesbank die Funktion einer monatlichen Bestandsstatistik und zeigt detailliert die Entwicklung der separat ausgewiesenen Währungsreserven, getrennt nach den jewiligen Fianzinstrumenten auf. Somit werden die strikten Vorschriften bezüglich der Definitionen und des Ausweises der Positionen, erlassen vom IWF und der EZB, umgesetzt.[10]

Sowohl die Entwicklung der deutschen Zahlungsbilanz als auch die der Auslandsposition der Bundesbank kann unter dem jeweiligen, verlinkten Begriff abgerufen werden.


Einzelnachweise

  1. Deutsche Bundesbank: Devisenbilanz (Abgerufen: 29.04.2008; 20:10 MEZ
  2. Jarchow, Hans-Joachim; Rühmann, Peter (1991), Monetäre Außenwirtschaft: I. Monetäre Außenwirtschaftstheorie, 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht S. 19 ff.
  3. Sell, Axel (2003, Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg S. 40 ff.
  4. Paul Frenkel, Michael; John Klaus - D. (2003), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 5. völlig neu bearbeitete Auflage, München: Vahlen S. 248
  5. Jarchow, Hans-Joachim; Rühmann, Peter (1991), Monetäre Außenwirtschaft: I. Monetäre Außenwirtschaftstheorie, 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht S. 21
  6. Brümmerhoff, Dieter (2007), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, 8. überarbeitete und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg S. 206
  7. Frenkel, Michael; John Klaus - D. (2003), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 5. völlig neu bearbeitete Auflage, München: Vahlen S. 249
  8. Brümmerhoff, Dieter (2007), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, 8. überarbeitete und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg S. 206
  9. Frenkel, Michael; John Klaus - D. (2003), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 5. völlig neu bearbeitete Auflage, München: Vahlen S. 246
  10. Deutsche Bundesbank: Auslandsposition der Bundesbank (Abgerufen: 29.04.2008; 20:10 MEZ


Literaturverzeichnis

  • Brümmerhoff, Dieter (2007), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, 8. überarbeitete und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg
  • Frenkel, Michael; John Klaus - D. (2003), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 5. völlig neu bearbeitete Auflage, München: Vahlen
  • Jarchow, Hans-Joachim; Rühmann, Peter (1991), Monetäre Außenwirtschaft: I. Monetäre Außenwirtschaftstheorie, 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
  • Sell, Axel (2003), Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg


Weblinks